Erst Mäuse und nun Osterküken

Unsere zweibeinige Mitbewohnerin ist einem ganz neuen Wahn verfallen. Na gut, ganz neu ist er nicht, dieser Wahn. Er begann bereits irgendwann Ende vorigen Jahres. Da hat sie ihre Wolleberge wiederentdeckt und schon überkam sie die Lust, damit herumzuwerkeln wie damals in grauen Vorzeiten, als Torty und ich, der Keks, noch gar nicht das Licht der Welt erblickt hatten. Damals hat sie ihre Menschenkinder mit wolligen Produkten überhäuft. Allerdings hat sie zu der Zeit eher mit zwei und mehr Stricknadeln hantiert. Jetzt werkelt sie nur mit einer Nadel herum und meint, dass das gar nicht so einfach wäre. Sie kam nämlich während ihrer Häkelei, so nennt sie ihr neues Wollhandwerk, zu der Erkenntnis, dass sie bisher wohl nur Topflappen häkeln konnte. Alle anderen Häkeltechniken wären ihr mehr oder weniger unbekannt, aber spaßiges Neuland. Um nun dieses Neuland so richtig zu erkunden, hat sie uns Katzen als Versuchsobjekte herangezogen. Ihre Menschenkinder sind ja nicht mehr hier als Testpersonen. Nein, nur keine Panik, sie hat uns keine Mützen wie den Kindern gehäkelt und Stiefel auch nicht. Die hätten wir auch nie und nimmer an uns ausprobieren lassen. Wie peinlich wäre das denn gewesen? Unsere Menschenfrau hat sich an Mäusen versucht – an Häkelmäusen.

Ihre erste Maus glich mehr einer Ratte, naja vielleicht auch einer enorm vollgefressenen Maus. Ich, der Keks, durfte testen, ob sich die Ratte als Trainingsobjekt für einen Mauserich wie mich eignet.

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So übel war sie nicht, die Ratte. Sie hat meinen Belastungstest mit Bravour bestanden. Aber seitdem ich diese Häkelratte gelobt habe, sind wir Katzen regelrecht mit Mäusen überhäuft worden.

Im Laufe von unzähligen Häkelstunden sind tatsächlich sogar Mäuse in der richtigen Größe und Form entstanden. Nur lebendig hat unsere zweibeinige Mitbewohnerin ihre Mäuse noch nicht hinbekommen. Daran muss sie noch arbeiten, denn für uns Katzen sind erst lebende Mäuse die wahren Mäuse. Wobei Menschen das wohl anders sehen, denn damals, als ich eine lebende Maus mit ins Haus gebracht hatte, fanden unsere Zweibeiner das gar nicht so gut. Ich dachte, sie freuen sich, weil sie sich endlich einmal ordentlich im Fangen von Mäusen üben könnten, aber nein, sie meckerten nur mit mir herum, weil die Maus sich sofort in unserer Küche versteckte, wo sie angeblich nichts zu suchen hätte. Selber schuld, maunze ich nur, sie hätten sie doch fangen können. Eine Woche durfte die Maus mit uns im Haus leben, bis unsere Menschen mein schönes Mitbringsel mit einer Falle fangen wollten. Wie unprofessionell! Das aber konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Ich bin dann lieber selbst tätig geworden. Da konnten sie endlich mal sehen, wie ein richtiger Mäusefänger seine Arbeit tut.

Und nun häkelt unsere Zweibeinerin Mäuse. Wahrscheinlich war sie von meinem Fang damals doch fasziniert. Na, und wenn man kein guter Jäger ist, macht man sich seine Maus eben selbst. Oder wie sonst soll ich diesen Häkelmäusewahn verstehen? Okay, als Übungsobjekt ist die Mäusesammlung für uns Katzen schon zu gebrauchen, auch wenn ich sie zum Fangen erst durchs Zimmer kicken muss.

Doch dann hörte ich unlängst, dass bald Ostern wäre, was immer das zu bedeuten hat. Und auf einmal war Schluss mit der Mausherstellung. Stattdessen häkelte unsere Zweibeinerin plötzlich Küken – Entenküken.

Fachmann, der ich bin, wurde ich natürlich wieder gefragt, wie mir das Erstlingsküken gefällt. Ich schaute und testete es auf seine Gebrauchsfähigkeit.

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Dafür, dass es nur so winzige Flügelstummelchen hatte, flog es mächtig gut durch die Küche. Erst nach meinem Test erfuhr ich, dass es sich um ein Osterküken handelt, das nicht für uns Katzen gedacht ist, sondern als Osterdekoration.

Naja, vielleicht hole ich mir eins von dieser Osterdekoration. So ein Küken möchte sich doch nicht nur auf dem Tisch langweilen, bestimmt mag es viel lieber mit uns Katzen spielen. Und wenn immer mal eins fehlt, fällt es doch gar nicht auf.

Übrigens hat unsere Kükenproduzentin die Idee für ihre Osterküken aus diesem Buch hier oben. Vielleicht mögen Eure Katzen ja auch Küken und ihr mögt ihnen auch welche häkeln 😼 Mäuse kann sich jede Katze ja selbst fangen 😸

So, aber nun habt schöne Ostern 🐰 , was immer das ist. Zumindest weiß ich, dass man es sich fein macht zu Ostern, Häkelküken aufstellt und Eier an Bäume und Sträucher hängt. Macht es Euch also so fein wie wir, vielleicht auch mit einem extra Leckerli wünschen Euch die Vier- und Zweibeiner von

😽Pfoteaufsherz❤️

Die Floh-Invasion

Eines schönen Tages war das Mehrfamilienhaus, in dem wir damals – in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts – wohnten (die Bilder unten sind wesentlich später entstanden), mit einer Schönheitskur dran.

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Zu diesem Zweck wurde unser Haus am Meer rundum mit Gerüsten versehen. Es sollte nicht nur geputzt und gemalert werden. Das Haus sollte einer Generalsanierung unterzogen werden. Dazu gehörte auch, dass Fensterläden ausgebessert bzw. erneuert wurden, Balkone und sogar das Dach sollten wieder mit neuem Schick daherkommen.

Wir waren wochenlang von einer ständigen Geräuschkulisse umgeben. Es wurde geputzt, geklopft, gesägt, gebohrt und gehämmert. Selten einmal im Leben waren wir so froh wie zu diesem Zeitpunkt, dass wir berufstätig waren und tagsüber diesem allgegenwärtigen Lärm und Staub entfliehen konnten. Selbst unsere Kinder waren glücklich darüber, dass sie in die Schule gehen durften.

Rund um das Haus sah es alles andere als sauber und ordentlich aus. Die Bauarbeiter verteilten all den anfallenden Bauschutt rund ums Haus. Auch unter dem Dach wurde kräftig gebaut und geräumt. Bei der Gelegenheit bekamen wir erstmals mit, wo die Fledermäuse, die abends oft unser Haus umflogen, ihr Quartier hatten. Sie wohnten auf einem ungenutzten Teil des Dachbodens. Entsprechend muss es dort oben wohl ausgesehen haben. Wir fanden eines Tages in einem der Schuttberge am Haus sogar eine mumifizierte Fledermaus. Unsere Töchter waren ganz begeistert von dem Fund und berichteten ihrer Lehrerin davon. Die nun wiederum fragte, ob sie die Fledermaus nicht als Anschauungsobjekt mit in die Schule bringen könnten. So trug unser Fledermausfund sogar dazu bei, den Biologieunterricht ein wenig zu bereichern. Wann sah man schon mal eine Fledermaus, noch dazu so nah? Und sie war wirklich gut erhalten. Wahrscheinlich hatte sie, an einem der Dachbalken hängend, ihr Leben ausgehaucht. Gut durchlüftet, wie Dachböden oft sind, wurde sie in diesem Zustand perfekt mumifiziert. Eine Haussanierung kann also in Teilen auch spannend sein und allerlei Interessantes zum Vorschein bringen.

Wenn wir nun gedacht hatten, dass wir nach Feierabend daheim Ruhe vor dem Baulärm haben würden, dann war das, zumindest bis es Zeit zum Schlafengehen war, der Fall. Danach aber rumpelte und pumpelte es die ganze Nacht durch, als hätten die Bauarbeiter eine Nachtschicht eingelegt. Zwar hämmerte und sägte es nicht, es klang eher so, als würden sie auf dem Baugerüst Fangen spielen. Doch nicht die Bauarbeiter spielten in der Nacht Fangen, Katzen tobten über die klappernden Bretter des Gerüsts rund ums Haus. Möglicherweise war auch noch eine Marderfamilie an diesem Polterwettbewerb beteiligt. Eines Abends hatten mein Mann und ich, als wir den Fledermäusen zuschauten, die unser Haus umflatterten, einem Mader ins Angesicht geblickt. Der schaute unter einer der Dachpfannen unseres Hauses hervor und zu uns hinunter. Es mögen also vielerlei Poltergeister, die uns den Nachtschlaf raubten, auf dem Gerüst unterwegs gewesen sein. Sie alle hatten aber wohl viel Spaß bei diesem Fange-Spiel. Sie müssen sich wie auf einem Abenteuerspielplatz vorgekommen sein. Wahrscheinlich haben sie alle Ecken und Winkel und sogar den Dachboden erkundet. Und genau dort oben, wo die Fledermäuse lange Jahre unbehelligt gewohnt hatten, muss auch unser Kater Hannibal alias Schnups (vielleicht kennt Ihr ihn aus meinem Buch) die geheimen Winkel des Hauses inspiziert haben. Dabei muss er auf noch andere Mitbewohner des Hauses gestoßen sein, auf solche, denen nun wiederum die Fledermäuse fehlten. Letztere nämlich waren durch die Baumaßnahmen aufgeschreckt worden und hatten ihre Unterkunft vorerst verlassen. Ausgehungert, wie sie inzwischen waren, kamen diesen Untermietern Katzen & Co. gerade recht. Kurzentschlossen zogen sie auf die pelzigen Vierbeiner um.

Da unser Kater Schnups nur ein Teilzeithauskater war, dauerte es eine Weile, bis wir bemerkten, dass er nicht mehr ganz allein durch den Tag sprang. Eines Tages war ich wieder einmal in unserem Wohnzimmer mit dem Staubsauger unterwegs. Ich hatte dabei meine schicke beige Lieblingsjeans an. Während ich den Staubsauger durchs Zimmer schwenkte, beobachtete ich, dass auf meiner hellen Hose jede Menge kleiner schwarzer Punkte zu sehen waren. Mal waren es mehr, dann wieder weniger. Was waren das für seltsame Schmutzflocken? Als ich sie mit der Hand abputzen wollte, bemerkte ich, dass die Punkte ganz von allein fortsprangen. Ich dachte, ich traue meinen Augen nicht. Das war gar kein Schmutz, es handelte sich bei den Punkten um Flöhe. Wo kamen die so plötzlich her und noch dazu in solchen Mengen? Und dann stieg ganz langsam ein Verdacht in mir hoch. Schnups war gerade in die Küche gegangen, um sich seinen Bauch vollzuschlagen. Als er wieder ins Zimmer kam, griff ich ihn und schaute ihn mir etwas genauer an. Ich hatte richtig getippt, der Kater saß voll mit Flöhen. Noch nie zuvor hatte ich so viele von diesen Biestern gesehen. Erschrocken ließ ich vom Kater ab. Doch mit diesen zahllosen Plagegeistern im Pelz konnte ich den armen Kerl nicht weiter herumlaufen lassen. Zum Glück hatte ich ein Spray gegen solche und ähnliche unliebsamen Hausgäste im Schrank. Ich besprühte nach und nach alle Räume damit, in der Hoffnung, dieser Floh-Invasion irgendwie Herr werden zu können. Falls nicht, müssten wir wohl einen Kammerjäger beauftragen, um uns von dem Übel zu befreien. Den Kater behandelte ich mit einem Flohmittel für Katzen und entließ ihn wieder nach draußen. Noch weitere Male wiederholte ich im Wochenabstand die Entflohungsaktion im Haus und am Plüschlöwen. Danach hatten wir tatsächlich Ruhe.

Eine solche Floh-Invasion hatten wir nie zuvor erlebt. Auch danach habe ich nie wieder so viele Flöhe auf einmal gesehen. Im Nachhinein wundere ich mich immer noch darüber, dass wir davon nicht schon viel eher etwas bemerkt hatten. Es sprang und hopste ja nur so in unserem Wohnzimmer. Aber vielleicht mochten die Plagegeister unseren Schnups einfach lieber.
Sicher, manchmal brachte auch eine unserer späteren Katzen einen Floh mit nach Hause. Doch das waren Einzelfälle, die wir in der Regel schnell wieder loswurden, wenn wir die Katzen und ihre Liegeplätze konsequent behandelten.

Wahrscheinlich hatten wir diese enorme Floh-Invasion wirklich den Baumaßnahmen und den unter dem Dach wohnenden Fledermäusen zu verdanken. Trotzdem war es auch später, als unser Haus wieder wie neu aussah und die Fledermäuse in ihr ehemaliges Quartier zurückgezogen waren, immer wieder schön, abends, wenn wir noch bis in die Dämmerung hinein draußen im Garten saßen, den um unser Haus flatternden Fledermäusen zuzuschauen. Wenn unsere Katzen nicht unters Dach kamen, würden sie auch von dort oben keine Flöhe mitbringen können. Wir konnten also den flatternden Jägern ganz entspannt zuschauen. Doch wenn ich heute Fledermäuse sehe, fällt mir gleich wieder diese Floh-Invasion von damals ein.

Später habe ich mich so manches Mal noch gefragt, ob die Bauarbeiter nicht auch reichlich Flöhe zu sich nach Hause getragen haben.

Um die Pfote gewickelt

Ob sie es war, Hofkatze Minka, oder war es ihr kleiner getigerter Sohn? Vielleicht waren es sogar beide. Minka jedenfalls hatte schon eine ganze Zeit lang beharrlich daran gearbeitet, mich um ihre schwarze flauschige Pfote zu wickeln. Doch ich weigerte mich noch eine ganze Weile standhaft, mich von einer Katze bezirzen zu lassen. Einmal hatte Minka es sogar fast geschafft, zumindest aber hat sie mich mit einem ganz schlechten Gewissen zurückgelassen. Doch ich widerstand – jedenfalls dieses Mal.

Aber beginnen wir von vorn. Hofkatze Minka hatte schon lange, bevor wir, meine Familie und ich, überhaupt ahnten, dass wir in dieses Haus nahe am Ostseestrand einziehen würden, den Hof von genau diesem Haus als Mittelpunkt ihres kleinen Reviers auserkoren. Sie gehörte zwar zu keinem der Hausbewohner, fühlte sich selbst aber dem Haus an sich irgendwie zugehörig. Und weil sie so beharrlich und standorttreu war, bekam sie im Laufe der Zeit immer öfter von dem einen oder anderen Hausbewohner einige Essensreste auf den Hof gestellt. Bald hatte sie sogar ihren eigenen Futterteller.
Als wir Minka kennenlernten, verfielen wir zunächst der irrigen Annahme, sie wäre eine schwarze Katze mit einem braunen Köpfchen. Wir wunderten uns zwar über diese eigenartige Färbung, aber bei Katzen gab es nun mal die unterschiedlichsten Farbschläge. Warum also nicht auch eine an sich schwarze Katze mit einem seltsam braun gefärbten Kopf?
Wir waren zum Jahresende 1980, kurz vor Anfang des Winters, dort eingezogen. Als die kalte Jahreszeit und mit ihr die Heizperiode schließlich vorüber waren, verwandelte sich die schwarzbraune Minka nach und nach in eine rein schwarze Katze. Damals heizten alle im Haus noch mit Kohle. Die Asche landete gewöhnlich in den Mülltonnen des Hauses.
Wenn Minka nun einmal nicht ganz so erfolgreich bei der Mäusejagd gewesen war und auch niemand ihren Futterteller auf dem Hof gefüllt hatte, überprüfte die Katze durchaus auch, ob die Mülltonnen nicht etwas Fressbares für sie hergaben. Bei Minkas Blick in die Tonnen kam sie natürlich auch mit der darin befindlichen Asche in Berührung. Und so färbte sich ihr schwarzer Pelz im Laufe des Winters am Kopf braun ein. Erst in der warmen Jahreszeit wurde aus der schwarzbraunen Katze nach und nach wieder eine einheitlich schwarze Katze. Es dauerte einen ganzen Winter lang, bis uns die Stalllaterne aufging, das die Braunfärbung von Minkas Kopf mit der Asche zusammenhing. Im Nachhinein mussten wir über unsere eigene Dummheit lachen. Mit ein bisschen mehr Beobachtungsgabe hätte uns das Lichtlein durchaus ein wenig früher aufgehen können, und vielleicht hätten auch wir Minka ein bisschen Futter hingestellt, um ihr den Mülltonnenblick zu ersparen. Aber damals wussten wir noch nicht, dass sie eigentlich zu niemandem im Haus gehörte und sich Almosen von allen Hausbewohnern erhoffte.

Wir waren in eine Erdgeschosswohnung eingezogen. Zur Wohnung gehörte ein kleiner Garten, den wir während der Sommermonate fast wie ein zweites Wohnzimmer nutzten. Die Katze Minka leistete uns, wenn wir draußen saßen, bald regelmäßig Gesellschaft, fiel doch auch oft ein kleiner leckerer Futterhappen für sie ab. Inzwischen wussten wir natürlich, dass sie eine unabhängige Katze war. Wir ließen ihr also gern den einen oder anderen Leckerbissen zukommen. Minka muss schnell tiefes Vertrauen zu uns gefasst haben. Noch heute denke ich manchmal, wir hätten sie einfach adoptieren sollen. Sie war eine so liebe Katze. Sie hätte es durchaus verdient.
Doch damals war ich irgendwie einfach noch nicht bereit für ein Haustier. Mein Tag war eh schon mehr als genug ausgefüllt mit Berufsalltag und der Arbeit, die unsere drei Kinder mit sich brachten. Mit einem Haustier wollte ich mich nicht auch noch belasten. Die Kinder waren noch zu klein dafür, als dass sie sich hätten um ein Haustier wie eine Katze kümmern können. Also würde auch diese Arbeit an mir hängen bleiben. Nein, ich hatte keine Zeit für ein Haustier. Und Minka schien mit ihrem Leben nicht gerade unzufrieden zu sein. Sie wurde ja auch mehr oder weniger von allen Hausbewohnern versorgt.

Eines Tages im Frühjahr fiel mir auf, dass die kleine schwarze Katze, Minka war ein relativ kleines Tier, schon eine ganze Weile immer größer zu werden schien, auf jeden Fall wirkte sie von Tag zu Tag rundlicher. Ob in ihrem Bauch Kätzchen heranwuchsen? Je mehr Zeit verging, umso mehr rundete sich ihr Bauch. Dann auf einmal war die Katzendame für eine Weile wie von der Bildfläche verschwunden. Ob sie irgendwo ihre Kätzchen zur Welt gebracht hatte? Dass ich mit meiner Vermutung richtig gelegen hatte, zeigte sich wenig später.

Ich hatte gerade unser Schlafzimmerfenster geöffnet und so eingehakt, dass es nur einen kleinen Spalt offen stand. Das Bett hatte ich aufgeschlagen. Ich verließ den Raum wieder. Zimmer und Bett konnten erst einmal ordentlich durchlüften.
Als ich eine ganze Weile später wieder ins Schlafzimmer trat, um unser Bett zu machen, blieb mir fast der Mund offen stehen, als ich auf mein Kopfkissen blickte. Ich glaubte, meinen Augen nicht trauen zu können. Tief ins Kissen gekuschelt lagen dort zwei winzige Kätzchen. Während ich einigermaßen fassungslos auf die beiden Katzenbabys schaute, schob Minka ihren Kopf durch den schmalen Fensterspalt. Sie brachte gerade ein weiteres Kätzchen für mein Kopfkissen. Ich kam mir total überrumpelt vor, überrumpelt von einer Katze. Was sollte ich nur tun?
Einerseits war ich über Minkas Vertrauen so gerührt, dass mir fast die Tränen kamen, andererseits wollte ich mir nicht einfach so von einer Katze ihre Kinderstube aufs Auge drücken lassen. Für einen Moment war ich total ratlos. Doch auf dem Kopfkissen konnten die Kätzchen auf keinen Fall bleiben. Eine andere Lösung musste her. Wie bereits oben erwähnt, war ich damals einfach nicht bereit für eine Katze und für eine ganze Katzenfamilie schon gar nicht.
Auch wenn ich mir furchtbar schlecht vorkam, Minka würde mit ihrem Nachwuchs nicht bei uns einziehen können. Nachdem ich eine Weile nachgedacht hatte, holte ich ein Weidenkörbchen aus dem Schuppen, polsterte es ein wenig mit alten Handtüchern aus und legte die Katzenbabys mit einem furchtbar schlechten Gewissen in das Körbchen. Anschließend schloss ich das Schlafzimmerfenster und stellte den Korb mit der flauschigen Fracht an geschützter Stelle in unseren Garten. Was würde Minka tun? Sie tat mir unendlich leid, aber wenn es mich nicht gäbe, würde sie sich trotzdem um ihre Kinder kümmern müssen. Und sie würde es auch ganz sicher tun.
Als Minka schließlich das Körbchen mit ihren Babys entdeckte, schaute sie zunächst ziemlich verwirrt drein. Mein Blick zuvor, als ich die Kätzchen auf meinem Kopfkissen entdeckt hatte, war sicher dem ihren jetzt nicht unähnlich. Es schien richtig in dem Katzenkopf zu rattern. Warum standen ihre Kätzchen plötzlich hier im Garten? Sie hatte sie doch gerade so gut untergebracht. Doch dann schien sie einen Entschluss gefasst zu haben. Sie packte eines der Katzenkinder und trug es hinter unser Haus. Danach holte sie die anderen. Wie ich später sah, hatte sie sich mit ihren Kindern in einem Kellerfensterschacht eine neue Bleibe gesucht. Es sah trocken und durchaus recht gemütlich aus. Der Boden des Schachtes war mit trockenem Laub bedeckt, oben hatte er eine regensichere Abdeckung. Er würde also auch bei feuchtem Wetter trocken bleiben.

Mein schlechtes Gewissen blieb. Wie hatte ich Minkas Vertrauen nur so arg enttäuschen können? Zumindest fühlte ich mich von nun an verpflichtet, Minkas Teller immer ordentlich zu füllen, damit sie sich ausreichend gestärkt um ihren Nachwuchs kümmern konnte. Die Kätzchen wuchsen im Laufe des Sommers auch zu kräftigen und gesunden Katzen heran. Eine Weile waren sie noch regelmäßig auf unserem Hof zu sehen. Irgendwann aber waren sie verschwunden. Wahrscheinlich hatte Minka ihnen zu verstehen gegeben, dass es Zeit für sie wurde, sich nach einem eigenen Revier umzuschauen.

Mit dem nächsten Nachwuchs stellte die kleine schwarze Hofkatze es etwas cleverer an. Für ihre Niederkunft hatte sie es sich dieses Mal in unserem Fahrradschuppen gemütlich gemacht. Wieder hatte sie uns mit ihrem Nachwuchs überrumpelt. Doch ich konnte sie einfach nicht noch einmal vor die Tür setzen. Sie durfte mit ihren Kätzchen bleiben, wo sie war. Sie hatte es gemütlich und trocken. Eine alte Kinderbettmatratze, die wir in den Schuppen ausgelagert hatten, diente der kleinen Familie als gemütliche Lagerstatt. Futter gab es natürlich auch wieder regelmäßig für die Katzenmama und, als es an der Zeit war, auch für die drei Katzenkinder – zwei schwarzweiße und ein graugetigertes Kätzchen.

Zwei der Kätzchen fanden später auf einem Bauernhof ein neues Zuhause. Das dritte, ein Katerchen, schlich sich still und leise in mein Herz und anschließend Schritt für Schritt in unsere Wohnung.
Minka hatte es also doch irgendwie geschafft, mein Herz zu erweichen. Für den letzten Rest sorgte ihr Sohn – ein kleiner getigerter Kater aus diesem Fahrradschuppenwurf der schwarzen Katzendame. In meinem Buch „Pfote aufs Herz“ taucht der kleine Tiger als Hannibal bzw. Schnups auf. Fast sechs Jahre hat er uns durch unser Leben begleitet und dann kam die Wende in unseren deutschen Landen und mit ihr noch eine ganz andere Wende …

… und die kann in meinem Buch weiterverfolgt werden …