Das Körbchen

Als Kater Pooky noch ein Teeny war, gab es auch meine Großmutter noch. Sie lebte nach wie vor auf dem Bauernhof, den ich als Kind so sehr geliebt habe. Das kleine Dorf ist nicht weit von unserem Nachbarland Polen entfernt. Ich verbrachte nun zwar nicht mehr meine Ferien bei meiner Oma, besucht haben wir sie aber auch später immer wieder einmal. Die Besuche verbanden wir gern mit einem Ausflug hinüber auf die polnische Seite zu einem der dortigen Flohmärkte. Bei einem solchen Einkaufsbummel kurz hinter der Grenze hatten wir wieder einmal allerlei eingekauft. Die Einkaufstaschen waren voll, das Portemonnaie so gut wie leer, und wir waren derweil auch schon ein bisschen pflastermüde. Es war Zeit für den Rückweg. Also auf zum Parkplatz zu unserem Auto. Außerdem wartete Oma sicher schon mit Kaffee und Kuchen auf uns.

Kurz vor dem Ausgang des Marktes blieb mein Blick aber noch einmal hängen – bei einem Händler, der allerlei geflochtene Sitzmöbel und diverse Korbwaren im Angebot hatte. Neben seinem Verkaufstisch stapelten sich Katzenkörbe in unterschiedlichsten Formen, Farben und Größen. Als wäre ich selbst eine Katze, schaute ich verliebt auf diese Ansammlung von Gemütlichkeit pur. Ich sah mich, nun ja … ich sah wohl doch eher Pooky, darin fein zusammengerollt liegen und selig schnurrend die neue Schlafstatt genießen.

Ich war bereits kurz davor, mein Geldtäschchen zu zücken und eins von diesen herrlichen Schlummerkörbchen zu erwerben, als ich mich fragte, ob Pooky wohl von diesen Schönheiten aus Korbgeflecht genauso entzückt sein würde, wie ich es gerade war. Bei diesem Kater konnte man nie ganz sicher sein. Würde er mein Geschenk überhaupt zu würdigen wissen? Katzen können manchmal nämlich sehr beleidigend sein. Und Pooky war Meister darin.

Doch eigentlich war es mir gerade ganz egal, was der Kater dazu sagen würde. Ich hatte mich in diese Körbchen auf Anhieb verliebt. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich musste einfach eins davon mitnehmen. Und dieses eine da schrie ganz besonders laut nach mir. Ich hörte es rufen ähnlich wie in dem Märchen Frau Holle: „Nimm mich mit, nimm mich mit, sonst versaure ich hier ungeliebt und ungenutzt!“

Der Ruf verfehlte seine Wirkung nicht. Schon hatte ich meinen Geldschein über den Verkaufstisch geschoben und das Körbchen glücklich an meine Brust gedrückt. Zufrieden mit mir und dem Kauf verließ auch ich endlich den Markt und machte mich zum Parkplatz auf den Weg.

Später wieder daheim präsentierte ich Pooky mein Mitbringsel, durchaus darauf vorbereitet, dass er mich und das Geschenk für ihn mit Nichtachtung strafen würde. Ich sah das Körbchen bereits mit Blumen bepflanzt auf unserer Terrasse stehen. Oder meine Wolle würde sich darin auch gut machen.

Doch dieses Mal überraschte mich unser Kater. Wahrscheinlich auch deshalb, weil ich bereits so schöne Alternativlösungen für das Körbchen vor Augen hatte. Vielleicht war es genau das. Ich sah das Körbchen als meins an und nicht wirklich als Geschenk für Pooky. Und was anderen gehörte, eignete sich unser Kater so selbstverständlich an, als wäre es schon immer sein alleiniges Eigentum gewesen.

Als ich das Weidenkörbchen nun daheim neben mich auf die Couch stellte, sprang Pooky sofort hinauf auf die Couch und beschnüffelte dieses hübsche neue Teil interessiert. Kurz darauf setzte er die eine Pfote hinein, dann die andere und schließlich auch noch die restlichen zwei. Dann rollte er sich darin so selbstverständlich zusammen, als hätte das Körbchen schon immer zu seinen Katzenmöbeln gehört. Wonniglich schnurrend tretelte er gegen das Korbgeflecht. Hätte ich mal zwei gekauft, dann hätte ich auch noch eins für meine Wolle oder für die Blumen auf der Terrasse gehabt.

Andererseits war es ja für Pooky gedacht. Und so betrachtet freute ich mich sehr darüber, dass er mein Geschenk angenommen hatte. Wie sich bald herausstellte, toppte es sogar auf Anhieb die von Pooky so überaus geliebten Obstkistchen. Damit hatte ich nun doch nicht gerechnet. Leider gibt es kein Bild mit Pooky in diesem Körbchen. Damals haben wir noch nicht digital fotografiert, entsprechend sparsam sind wir mit dem Filmmaterial umgegangen. Aber Bilder vom Körbchen an sich gibt es etliche – mit Pookys vierbeinigen Nachfolgern.

Dass Katzen Korbmöbel generell lieben, habe ich erst viel später erfahren. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Inzwischen wurde das Körbchen bereits an die dritte Katzengeneration weitervererbt. An Beliebtheit hat es nie eingebüßt. Unserer Ende Februar verstorbenen alten Katzendame (linkes Bild) passte das Körbchen nahezu perfekt. Aber auch unser über 9-kg-Kater Bärchen (das Bild unten in der Mitte) wusste sich so ins Körbchen zu falten, dass es immer noch urgemütlich aussah. Die Geschwister Torty und Keks (rechtes Bild) passten als zwölf Wochen alte Katzenkinder sogar noch zu zweit in das alte Erbstück hinein.

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Wie auf den folgenden Bildern zu sehen ist, ist nun nur noch für einen der beiden Platz in dem guten Stück. Aber keine Panik – aus dem Nachlass unseres Nachbarkaters haben wir ein zweites Körbchen übernehmen dürfen. Es gleicht der Urmutter wie ein eineiiger Zwilling.

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Doch selbst wenn wir den Nachbarkater nicht beerbt hätten und Torty das so überaus beliebte alte Körbchen besetzt hielt, würde unser Kater Keks keine Körbchen-Not leiden. Er findet immer irgendwo eins, in das er irgendwie hineinpasst.

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